„Hörst du schlecht?“- was tun, wenn diese Frage Wirklichkeit wird? Tipps und Vorgehensweisen

Wohl Jeder hatte vielleicht schon einmal das Gefühl, sprichwörtlich „schlecht zu hören“. Oftmals handelte es sich dabei um Wasser im Ohr und sicherlich ist Jedem das erleichternde Gefühl in Erinnerung geblieben, wenn man wieder klar hören konnte. Es gibt wohl kaum ein unangenehmeres Gefühl, schlecht hören zu können, gerade dann, wenn es entweder plötzlich oder auch schleichend passiert. Doch was ist zu tun, wenn der Zustand des schlechten Hörens nicht nachlässt, sondern dauerhaft ist oder sich sogar verschlimmert? Der nachfolgende Artikel gibt Ansätze zur Hilfestellung und klärt auch über die Unterschiede bei einer Schwerhörigkeit bei Erwachsenen und Kindern auf.

Bild Schwerhörigkeit

Was genau bedeutet eigentlich Schwerhörigkeit?

Unter der Schwerhörigkeit, die auch als „Hypakusis“ bezeichnet wird, versteht man zunächst eine Einschränkung des Hörvermögens. Dabei kann es sich um eine leichte, aber auch um eine schwere Beeinträchtigung des Hörvermögens handeln. Zudem kann eine Schwerhörigkeit kurzzeitig, aber auch dauerhaft auftreten. Bei einer Schwerhörigkeit hat der Betroffene zumeist Schwierigkeiten, Sprache oder auch Geräusche optimal zu hören. Zudem ist „Schwerhörigkeit“ nicht gleich „Schwerhörigkeit“- vielmehr gibt es verschiedene Arten der Schwerhörigkeit und auch dementsprechende Ursachen. So gibt es den sensorineuralen Hörverlust, die Schallleitungsschwerhörigkeit und die kombinierte Schwerhörigkeit. So sind bei einem sensorineuralen Hörverslust beispielsweise die Haarsinneszellen im Innenohr beschädigt. Diese Form kann entweder im Alter auftreten oder auch mit viel Lärm zusammenhängen.

Bei der zweiten Form, also der Schallleitungsschwerhörigkeit, hat das Ohr Schwierigkeiten, den Schall in das Innenohr weiterzuleiten. Von einer kombinierten Schwerhörigkeit spricht man dann, wenn sowohl Schäden an den Sinneshaaren (sensorineuralen Hörverlust) und die Schallleitungsschwerhörigkeit zusammentreffen. Zudem kann die Schwerhörigkeit sowohl einseitig, als auch an beiden Ohren auftreten. Als eine „besondere“ Form der Schwerhörigkeit gelten der Hörsturz, also der plötzliche Hörverlust, der von einem auf den anderen Tag auftritt und der sogenannte „versteckte Hörverlust„. Diese Art von Hörverlust lässt sich nicht beim HNO-Arzt durch einen Hörtest ermitteln. So haben Betroffene dieser Art von Schwerhörigkeit Schwierigkeiten, wenn sie sich in Situationen mit lauten Hintergrundgeräuschen befinden.

Anzeichen einer Schwerhörigkeit

Es ist natürlich immer besser, die Schwerhörigkeit frühzeitig zu erkennen, um schnelle Behandlungsmaßnahmen einleiten zu können. Doch gibt es klare Anzeichen, dass es sich um eine Schwerhörigkeit handelt? Viele Betroffene nehmen das abnehmende Hören oftmals nicht direkt wahr oder scheuen sich aus Angst, zum Arzt zu gehen. Zudem geschieht die Schwerhörigkeit nicht von heute auf morgen, sondern geht eher „schleichend“ voran.

Ein paar Symptome können z.B. sein:

  • Betroffene haben den Eindruck, dass die Leute um sie herum „nuscheln“
  • Der Fernseher oder das Radio müssen abweichend der normalen Lautstärke lauter gestellt werden – Schwierigkeiten, Personen aus einem anderen Raum zu hören oder Personen zu verstehen, die unmittelbar hinter einem sprechen
  • Verständigungsprobleme, wenn mehrere Menschen in einem Raum anwesend sind (zum Beispiel im Büro), auch in einem lauten Umfeld (mit lauter Musik) entstehen Verständigungsschwierigkeiten
  • Schwierigkeiten beim Hören des Telefons, der Türklingel, fließendem Wasser
  • Oft muss um eine Wiederholung gebeten werden „Was hast du gesagt?“ etc.
  • Sogar Umstehenden, wie Familienmitgliedern fällt auf, dass die betroffene Person schlechter hört

Bild Kind schwerhörig

Anzeichen einer Schwerhörigkeit bei Kindern

Auch Kinder, ja sogar Kleinkinder oder Babys können von einer Schwerhörigkeit betroffen sein. Auch hier ist es wichtig, wie bei den Erwachsenen, auf die Symptome zu achten. Je nach Alter stellt sich dies teilweise als schwieriger heraus. Bei Babys und Kleinkindern ist es daher von Vorteil, ein paar Entwicklungsschritte zu kennen, um frühzeitig die Schwerhörigkeit zu erkennen.

Selbstverständlich laufen bei jedem Baby die Entwicklungsschritte ein bisschen anders ab:

  • Ab drei Monaten macht das Baby „Brabbelgeräusche“ und erkennt die Stimmen der Eltern
  • Ab ca. sechs Monaten „wendet“ sich das Baby (bekannten) Geräuschen zu, experimentiert weiter mit seiner Stimme, drückt auch somit Freude und Ärger aus
  • Von neun Monaten – 1 Jahr: zunächst können einfache Worte wie „Papa, Mama, nein“, etc. verstanden werden, im Laufe der Zeit auch schwierige Worte
  • Ca. 18 Monate: das Kleinkind versteht einfache Redewendungen, Wortschatz von 20 bis 50 Worten, jede Woche kommen neue Wörter hinzu
  • Ab zwei Jahren: Bildung von einfachen Sätzen, Wortschatz von ca. 200-300 Worten. Das Kleinkind sollte auch von „fremden“ Personen zu verstehen sein, ebenso sollte das Kleinkind altersgerechten Büchern etc. beim Vorlesen folgen können

Somit sollten die Eltern aufmerksam werden, wenn sich das Baby bei lauten Geräuschen (Türe schlagen) nicht erschreckt oder auch nicht aufwacht, es sich im eigentlichen Entwicklungsschritt nicht den Geräuschen zuwendet oder es in der Sprachentwicklung Schwierigkeiten gibt.

Dies sind selbstverständlich nur „grobe“ Richtwerte. Dennoch können sie helfen, Anzeichen einer Schwerhörigkeit zu erkennen. Eine frühzeitige Erkennung ist daher so wichtig, da so auch die Sprachentwicklung mitbetroffen ist. Bei Babys ist eine Schwerhörigkeit oft „leichter“ festzustellen.

Bei Kleinkindern oder älteren Kindern können folgende Anzeichen ein Alarmsignal sein:

  • Schwierigkeiten beim Bilden von Sätzen
  • Fernseher oder andere Geräuschquellen müssen lauter gestellt werden
  • Kind neigt den Kopf nach vorne, hört bspw. Nur auf einem Ohr
  • Hört phasenweise besser, dann wieder schlechter
  • Das Kind spricht laut / scheint unaufmerksam / muss sich bei Ansprache besonders konzentrieren
  • Leistungen in der Schule können nachlassen


Was tun bei einem Verdacht auf Schwerhörigkeit?

Haben Eltern von Babys oder Kleinkindern den Verdacht, dass etwas mit den Ohren nicht stimmt, sollten sie auf jeden Fall einen Arzt- im ersten Gang den Haus- oder Kinderarzt konsultieren. Bei Babys gehört das Hörscreening seit einiger Zeit zu den Kassenleistungen und wird Im Rahmen der U-Untersuchungen durchgeführt. Dennoch kann eine Schwerhörigkeit natürlich auch im weiteren Verlauf auftreten. Nach dem Erstgespräch mit dem Haus- oder Kinderarzt ist eine weitere Vorstellung bei einem HNO-Arzt sinnvoll, um die genaue Ursache der Schwerhörigkeit zu ermitteln.

So gibt es bei Kindern teilweise andere Ursachen der Schwerhörigkeit als bei Erwachsenen:

  • Probleme bei der Geburt, z.B. Frühgeburt, Hirnblutungen
  • Nach der Geburt: Hirnhautentzündung, Infektionskrankheiten wie Masern
  • Erkrankungen durch die Mutter in der Schwangerschaft: Virusinfektionen, Alkohol/Drogenmissbrauch
  • Geerbte Krankheiten

Der HNO-Arzt wird neben der detaillierten Anamnese, also der Erfassung der Krankengeschichte, diverse Tests (Hörtest) durchführen und zudem genau den Hals-Nasen-Ohren Bereich untersuchen. Auch der Gleichgewichtssinn wird getestet. Viele Untersuchungen sind so gestaltet, dass keine Mitarbeit nötig ist und auch bei Babys angewendet werden können (Z.B. die Schallwellenmessung in der Ohrschnecke). Auch Blutuntersuchungen gehören mit dazu, um Erkrankungen wie Tumore etc. auszuschließen.

Bildernachweis:
Titelbild: heblo – CC0 Creative Commons/Pixabay.com
Kind schwerhörig – Urheber: andreypopov / 123RF Standard-Bild

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